Femizide kennen kein Alter! Das Patriarchat tötet, egal ob 31 oder 5 Jahre alt.

Pankow (Berlin), Dienstag 21.02.22, die Mutter der 5 Jährigen A., will ihr und ihren Geschwistern etwas zu Essen holen, überträgt die Aufsicht auf einen Cousin (19) und entfernt sich von dem Spielplatz. Als sie zurück kommt fehlt eines ihrer Kinder. Ihre Tochter ist nicht länger bei den anderen Kindern. Sie habe auf die Toilette gemusst und der Cousin habe sie begleitet. 

Mehr als 2 Stunden später wird das Mädchen unweit vom Spielplatz gefunden. Schwer verletzt wird sie ins Krankenhaus gebracht und stirbt dort an ihren Verletzungen.  Davor hatte der Täter die Suchenden in eine falsche Richtung verwiesen. 

Seine Hand führte das Messer gegen sie und seine Lüge beendete ihr Leben. 

Dieser berechnende Femizid reiht sich ein in eine lange Liste brutaler Gewalt. 

Auf welcher Seite der Staat dabei steht wird deutlich, wenn man sieht, dass ein Mann, welcher brutal ein 5-jähriges Kind zu Boden sticht und danach ihre Rettung unmöglich macht, nicht für das was diese Tat ist, ein Mord, angeklagt wird, sondern für Totschlag. 

Diese Erkenntnis ist die inhärente Realität des Systems, denn Staat und Patriarchat gehen Hand in Hand. Wir haben dies bereits gesehen im Fall von Zohra Mohammad Gul:  einer Frau, die Ihren Täter mehrfach anzeigte und dennoch den Schutz eines Frauenhauses verwehrt bekam. Das Gericht versucht bis heute noch Gründe zu finden, warum der Täter aus Eifersucht gehandelt habe – als träge sie und nicht der Staat Schuld an ihrem Tod. Als wäre nicht in beiden Fällen unmissverständlich klar welches System zu ihren brutalen Ermordungen geführt hat. Kinder und Frauen werden vom Patriachat unterdrückt, Mädchen damit in besonderer Intensität. Beide werden als minderwertig in der Gesellschaft betrachtet.  

Als unterdrücktes Geschlecht werden Frauen in die bürgerliche Familie gedrängt, damit sie in dieser festgehalten werden können. Sie werden an ihren Mann gebunden und damit zum Objekt gemacht. Als Objekt wird ihnen das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben abgesprochen –  ihre Existenz soll eine als Eigentum des Mannes sein. 

Dieses System greift auch in Bezug auf Kinder, denn sie werden als Eigentum der Eltern, beziehungsweise der Beaufsichtigenden, gesehen. Indem die Frau als Habe des Mannes gesehen wird, werden auch Kinder schlussendlich als sein Eigentum betrachtet Während Jungs aus diesem Unterdrückungsverhältnis selbst zu Unterdrückern werden, wechselt nur der Unterdrücker des Mädchens. Vom Vater, zum großen Bruder, zum Cousin, zum Partner – Ihr Kampf um die Befreiung aus diesem Kreislauf, endet viel zu oft mit ihrem Tod. 

Auch die 5-jährige A. ist Opfer dieses Systems geworden. Ihr Cousin hat entschieden, über ihr Leben verfügen zu können, weil er sie als sein Eigentum betrachtet hat. Eigentum dessen Leben für ihn keinen Wert hatte. 

Die besondere Brutalität eines Femizids auf offener Straße ist ein Muster, dass in Berlin zur erschreckenden Gegenwart geworden ist. Angefangen mit Zohra, die von ihrem Exmann auf offener Straße erstochen wurde, weitergeführt mit dem Femizid im Herbst mitten in einer Geflüchteten-Unterkunft in Hohenschönhausen, vor den beiden Töchtern der Ermordeten. Nicht zuletzt dann dieses Jahr im Januar in Lichtenberg, wo eine Schwester im Treppenhaus ihres Wohnhauses von ihrem Nachbarn mit einer Kettensäge hingerichtet wird. Im selben Monat am 28.01 wird eine Frau in Neukölln mitten am Tag mit 12 Messerstichen niedergestochen und überlebt nur knapp.

Auch die Frau, die im selben Monat in Marzahn aus dem 6. Stock „fällt“, reiht sich in diese lange Liste ein, ebenso wie der Brandanschlag, am 10.01.23 in Pankow gegen ein Geflüchteten-Heim, bei dem eine Mutter starb, nachdem sie ihre Kinder aus dem Haus rettete. Schlussendlich gefolgt von der Polizei, die am 20.02.23 auf eine 14-Jährige schießt. 

All dies zeigt die unglaubliche Gewalt, für die Berlin ein Ballungszentrum ist!

Doch natürlich lässt sich dies nicht allein in Berlin beobachten, sondern in allen Städten Deutschlands.117 bestätigte Femizide allein im Jahr 2022 mit einer Dunkelziffer, die deutlich höher geschätzt wird. Die Tendenz, dass diese Gewalt immer öffentlicher und ohne die Angst aufgehalten oder erwischt zu werden, durchgeführt wird, ist in einen direkten Zusammenhang mit der Krise zu stellen. 

In Krisen nimmt die patriarchale Gewalt exponentiell zu. Die öffentliche Zurschaustellung der ausgeübten Gewalt zeigt, wie überzeugt diese Männer sind ihr „Recht“ einzufordern – so sehr, dass sie nicht fürchten aufgehalten zu werden. Ihre Überzeugung ist tief verankert, sie soll von allen gesehen werden. 

Doch unsere Wut sitzt noch tiefer und wir werden dafür sorgen, dass auch diese von allen gesehen wird! Als organisierte junge Frauen stehen wir gegen die Gewalt an unseren Geschwistern auf, egal ob Frauen, Kinder oder LGBTI+. 

Genau deshalb müssen wir am 8.März auf die Straßen gehen. Am Frauenkampftag werden wir getragen von der Kraft von all jenen für die wir kämpfen, egal ob lebendig oder nicht. Wir nehmen uns die Straße und streiken, bis die Gewalt an uns endlich endet und keine Frau mehr um ihr Leben oder das ihrer Kinder bangen muss. Wir stehen dabei auch in Solidarität mit unseren internationalen Geschwistern, wie Brianna Ghey, eine junge trans Frau, die in England ermordet wurde. Auch hier wissen wir: das war ein Femizid! Das Patriarchat und damit die transfeindliche Hetzte tötet!

Deshalb fordern Gerechtigkeit für alle Ermordeten, und das Ende jeglicher patriarchalen Gewalt. 

Dafür fordern wir: 

  1. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – mit vollem Inflationsausgleich!   
  2. Preisdeckelung für alle lebensnotwendigen Güter!
  3. Kostenlose Gesundheitsversorgung für alle: Recht auf Abtreibung und Geschlechtsangleichung!
  4. Asyl- und Bleiberecht für alle, besondere Unterstützung geflüchteter Frauen! Gegen die Gefahr eines dritten Weltkriegs, Stopp jeder deutschen Kriegsbeteiligung!
  5. Stopp der Zusammenarbeit mit faschistischen Staaten – Menschenleben vor Profite!
  6. Gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen – für ein würdiges Leben für alle!

Wir sehen uns auf den Straßen! 

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