Lasst uns überall Frauensolidarität schaffen – Frauen in den Erdbebengebieten 

Am 6. Februar ereignete sich in Kurdistan, der Türkei und Syrien eines der schwersten Erdbeben dieses Jahrhunderts. Über 50.000 Menschen verloren ihr Leben und über 100.000 Menschen verloren ihre Existenzgrundlage. Insbesondere die Lage von Frauen hat sich dabei stark verschlechtert, darauf wollen wir besonders eingehen. 

In den vom Erdbeben betroffenen Gebieten hat sich die Situation auch knapp drei Wochen nach dem Erdbeben wenig geändert. Die sozialistische Jugendorganisation Young Struggle schickte eine Delegation von neun Genoss: innen in die Region Hatay, um praktische Solidarität zu leisten. Dabei bauten Genossinnen der Organisation auch internationale Frauensolidarität auf. Denn insbesondere die Lage von jungen Frauen hat sich mit dem Erdbeben verschlechtert. Die wenigen Hilfsgüter, die in den betroffenen Gebieten ankommen, richten sich nicht nach den Bedürfnissen von Frauen. Vor allem fehlen Shampoo, Waschmittel, Unterwäsche und Slipeinlagen. So leiden viele Frauen an Harnwegsinfekten, da sie ihre Unterwäsche nicht wechseln können und sich nicht angemessen waschen können. Doch nicht nur in den selbstorganisierten Zentren, die von Revolutionär:innen geschaffen wurden, muss die Situation von Frauen beleuchtet werden. Durch den Verlust der Lebensgrundlage hat sich die ökonomische Situation von Frauen verschlechtert. Schon vor dem Erdbeben litten Frauen enorm unter der ökonomischen Ausbeutung. Sie verdienten ohnehin weniger als Männer, nun haben viele Frauen auch ihre Jobs verloren. Aufgrund der fehlenden Hilfen vom Staat werden nicht wenige in die Prostitution gezwungen werden. Auch die Situation in den vom türkischen Staat errichteten Zelt Lagern ist schlecht. Es gibt keine sicheren Orte, die nur für Frauen zugänglich sind, sondern nur Orte, an denen sexualisierte Gewalt alltäglich ist. 

All diese Probleme schaffen eine Perspektivlosigkeit, gerade unter jungen Frauen. Viele haben Familie und Freunde verloren. Gleichzeitig lässt der türkische Staat sie allein mit ihren Problemen. Nun sollen auch die Schulen vorerst geschlossen bleiben. Unklar bleibt, wann sie wieder geöffnet werden. Damit wird gerade jungen Frauen ein Ort genommen, an dem sie mit anderen jungen Frauen zusammen kommen. Aber nicht nur das – die Möglichkeit, aus patriarchalen Familienstrukturen zu entkommen und sich durch die Bildung an Universitäten unabhängig zu machen, wurde vielen genommen. In erster Linie müssen sich junge Frauen um die Wiederherstellung des Haushalts kümmern, können so ihren Abschluss nicht machen und fangen nicht an zu studieren. 

Neben all der Hoffnungslosigkeit liegt es an uns, eine Perspektive zu geben und den Optimismus nicht zu verlieren. So tun es auch die revolutionären Frauen vor Ort. 

Ab dem ersten Tag nach dem Erdbeben ist die sozialistische Partei der Unterdrückten (ESP) in den betroffenen Gebieten, mit ihr die sozialistische Frauen Versammlung (SKM) und die junge freie Frauen-Organisation (ÖGK) gefahren. Zusammen organisieren sie Frauensolidaritätspunkte, an denen es Hilfen gibt, die auf die Bedürfnisse von Frauen angepasst sind. Sie kommen mit jungen Frauen ins Gespräch und diskutieren Zukunftspläne.In Deutschland müssen wir den Schritten der Genoss:innen vor Ort folgen und auch hier Frauensolidarität praktisch werden lassen. Dafür gibt es viele Möglichkeiten: Wir können Spendenaktionen starten, Kundgebungen und Cafés organisieren, die in Solidarität mit den jungen Frauen in den Erdbebenregionen sind. Frauensolidarität ist kein abstraktes Konzept, sondern etwas, was wir überall errichten können! 

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