Frauen kämpfen international – indigener Klimakampf!

Spätestens seit Greta Thunberg mit der Gründung der Klimabewegung Fridays For Future einen weltweiten Klimakampf auf die Straßen getragen hat, ist der Klimaaktivismus in Deutschland präsent. Mit Slogans wie „Es gibt keinen Planet B“ verlangen Klimaaktivist:innen Klimagerechtigkeit und vernetzen sich hierzu international. Dass die Folgen der Klimakrise sich bereits in Deutschland zeigen, ist nicht zu leugnen. Viel deutlicher spüren Menschen in anderen Teilen der Welt, wie zum Beispiel viele indigene Völker, das Ausmaß der Krise. Die Auswirkungen der Klimakrise sind besonders verheerend für indigene Frauen, die zusätzlich aufgrund ihres Geschlechtes diskriminiert werden.

Indigene Völker sind den Folgen der Klimakrise stark ausgeliefert. Sie pflegen auch heutzutage ein enges Verhältnis zur Natur und verwenden zum Großteil natürliche Ressourcen zur Lebenserhaltung, weshalb ihre Lebensumstände unter anderem von dem Ökosystem, in dem sie leben, beeinflusst sind. Durch die Klimakrise leiden indigene Völker unter Wetterzuständen wie unvorhersehbaren Regenmustern, Fluten oder Dürren und extremer Hitze oder schwankenden Temperaturen. Sie sind stark abhängig von der Natur, sehen sie nicht als Quelle für Profit oder etwas, das sie ausbeuten können. Obwohl indigene Völker eine starke Anpassungsfähigkeit besitzen, ist ihr Überleben massiv von diesen Zuständen gefährdet. In Zeiten von Dürre sind es oftmals die Frauen und Mädchen, die immer weitere Wege zurücklegen müssen, um Wasser zu besorgen. Hierbei sind sie einem hohen Risiko an geschlechtsspezifischer und sexualisierter Gewalt ausgesetzt.

Indigene Völker haben noch immer mit Rassismus und den Folgen des Kolonialismus zu kämpfen, weshalb ihre Existenz bereits unabhängig von der Klimakrise bedroht wird. Sie werden oft ausgegrenzt und vertrieben. Dies ist besonders für Frauen gefährlich, da das Risiko, patriarchale Gewalt zu erleben, in Krisenzeiten ansteigt. Mehr als eine von drei indigenen Frauen wird innerhalb ihres Lebens vergewaltigt und es besteht für sie ein erhöhtes Risiko der Schwangerschaft im Jugendalter und vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV. Bei Geburten ist sowohl das Leben der Frauen als auch das der Kinder erhöht gefährdet, da es oftmals an der passenden Medizin fehlt. Die Bedürfnisse der indigenen Völker, aber besonders die der indigenen Frauen, werden selten in politische Entscheidungen einbezogen. Frauen haben eine wichtige Rolle in der Lebenserhaltung indigener Völker, sie tragen das Wissen ihrer Vorfahren in sich und in die kommenden Generationen. Aufgaben wie Kindererziehung, Bildungs- und Hausarbeit fallen zum Großteil den Frauen zu. Sie können oftmals keine Lohnarbeit verrichten und sind stark von Armut betroffen. So haben sie nicht die finanziellen Möglichkeiten, sich vor oder nach Naturkatastrophen durch die Klimakrise zu schützen.

„Die Verteidigung unserer Territorien ist die unserer eigenen Körper, denn wir können uns nicht als von einander getrennt wahrnehmen und es sind wir Frauen, Verteidigerinnen unserer Territorien, die diese Ungerechtigkeiten sichtbar machen“

Mitzy Violeta, indigene Aktivistin

Es zeigt sich also, indigene Frauen haben sowohl unter den Folgen der Klimakrise, als auch mit geschlechtsspezifischer Diskriminierung zu kämpfen. So wird ihnen öffentlich die Rolle des untätigen Opfers zugeschrieben, die von der Wahrheit weit entfernt ist. Indigene Frauen spielen eine essenzielle Rolle, und das sowohl im Kampf gegen die Folgen der Klimakrise, als auch im Kampf um Geschlechterbefreiung! Trotz der hohen existenziellen Bedrohungen, mit denen Frauen täglich konfrontiert sind, verteidigen sie mit ihren Völkern ihren Lebensraum, ihre Kultur und ihre Ökosysteme  militant und erfolgreich. Damit schützen sie ihre Territorien vor Zerstörung durch zum Beispiel Waldabholzungen und Erdölgewinnung. Diese Arten der Rohstoffgewinnung gehören zu den Hauptgründen der hohen Kohlenstoffemissionen. Indigene Völker haben durch den Umgang mit der Klimakrise erneut ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit erwiesen. Sie wendeten die Weisheiten ihrer Ahnen an, lassen Klimaschutz praktisch werden und sind ein Vorbild des klimaschonenden Nutzen der natürlichen Ressourcen. Beispiele hierfür sind der Austausch von Saatgut und die Nutzung verschiedener, auf die Nahrungsmittel angepasste Anbausysteme. Mit den etwa 24% Fläche, die indigene Territorien weltweit einnehmen, erhalten sie 80% der weltweiten Biodiversität. Sie leiten verschiedene Projekte zur Erhaltung der Natur und Bildungen, in denen sie ihr Wissen weitergeben. Obwohl indigene Frauen einen wichtigen Teil der Klimaschutzbewegung einnehmen sollten, bekommen sie dort international wenig Raum. Sie werden in politische Entscheidungen bezüglich der Klimakrise nicht eingebunden und der große Beitrag, den sie zur Erhaltung der Umwelt leisten, wird kaum wahrgenommen.  

„Als alles verloren zu sein schien, entschieden wir uns, uns zu organisieren!“

Doch davon lassen sich indigene Frauen nicht abhalten! Entgegen der massiven Repressionen, die sie und ihre Völker erfahren, organisieren sich indigene Frauen weltweit und kämpfen um den Platz in der Klimabewegung, der ihnen zusteht.

Indigene Frauen verteidigen ihre Territorien seit Jahrhunderten gegen dessen kapitalistische Ausbeutungen und sollten ein Vorbild für weltweite Klimaschutzbewegungen sein. Hierfür setzt sich Emmanuela Shinta au der Dayak Indigenen Community ein. Sie ist die Gründerin der „Ranu Welum Foundation“, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Waldgebiete zu schützen. Emmanuela kombiniert in ihrer Stiftung moderne Technologien mit indigenen Weisheiten, ein Lösungsweg, der auch für zukünftige Naturschutzprojekte Perspektiven aufzeigt.

Eine weitere Vorreitern im indigenen Klima- und Frauenkampf ist Hindou Oumarou Ibrahim, eine indigene Mbororo Frau. Sie ist die Gründerin der „Association of Indigenous Peul Women and Peoples of Chad“, eine community-basierte Organisation, die sich für die Rechte der Mbororo Mädchen und Frauen, sowie für Umweltschutz einsetzt. Sie wollen mit ihrem traditionellen Wissen die Resilienz der indigenen Völker stärken und sie so im Kampf gegen die Klimakrise unterstützen.  Sie setzt sich dafür ein, dass indigene Frauen als Partnerinnen in der Klimaschutzbewegung und als Subjekte wahrgenommen werden, statt in der Opferrolle gefangen gehalten zu werden.

Diese Frauen sind einige von vielen indigenen Frauen, die sich organisiert gegen Diskriminierung und Missachtung der indigenen Völker im Klimakampf wehren. Mit ihrer generationsübergreifenden Stärke sind sie ein Vorbild für alle Frauen, militant, solidarisch und internationalistisch zu kämpfen. Nur im gemeinsamen Austausch mit ihnen können wir die Folgen der Klimakrise überleben. Nur gemeinsam mit ihnen können wir Geschlechterbefreiung erreichen. Denn indigene Frauen wissen schon lange:Frauen kämpfen international, gegen Klimakrise und Patriarchat!

Frauen kämpfen international, gegen Klimakrise und Patriarchat!

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