Gerechtigkeit für Eden !


Am 12.03. wurde auf Twitter eine Suizid Brief geteilt, der über 30 Millionen von Menschen erreichte. Der Text begann mit den Worten „Wenn du das liest habe ich mir bereits das Leben genommen“. Die junge saudische trans Frau Eden erzählt auf mehreren Seiten von der Gewalt und Manipulation, die sie nach ihrem Outing und während des Transitionsprozesses erlebte.

Sie erzählt, dass ihre fundamentalistisch islamische Familie einen saudischen Anwalt eingestellt hat, der sich als Seelsorger ausgab. Eine Person aus Edens Umfeld, scheinbar ebenfalls von ihrer Familie angeheuert, vermittelte Eden zu dem amerikanischen Businessmann Michael Pocalyko, welcher behauptete, Edens Beziehung zu ihren Eltern wiederherstellen zu wollen. Eden litt schon zu dieser Zeit unter der extrem schlechten Beziehung zu ihrer Familie, die ihre trans-Identität nicht akzeptierte. Über mehrere Monate traf sich Eden mit Pocalyko und dem saudischen Anwalt Bader, die sie zunächst finanziell unterstützten und ihr Ratschläge gaben.

Nach und nach versuchte der Anwalt Eden zu einer De-Transition zu bewegen, anfangs manipulativ und unterschwellig und später auf offen gewaltvolle Art. Er versuchte, Eden dazu zu bringen, ihr trans-sein zu verstecken. Er behauptete, es gäbe „viele feminine Männer“ wie sie, auch in Saudi-Arabien und diese würden es auch schaffen, ihre Identität zu unterdrücken. Eden könne ja ein Doppelleben führen. Nach einer traumatischen Erfahrung zu dieser Zeit ging es Eden psychisch extrem schlecht. Bader und Pocalyko bemerkten ihren psychischen Zustand und nutzen Edens Trauma aus, um sie dazu zu nötigen, aus Georgie zurück nach Virginia in die Stadt ihrer Eltern zu ziehen.  Eden erzählt, dass sie finanziell komplett abhängig von den Anwälten war und keine Perspektive mehr gesehen hat.  Bader überzeugte sie, zunächst nach Washington in ein Hotel zu ziehen. Zu diesem Zeitpunkt war Eden bereits komplett finanziell abhängig von dem Anwalt. In unzähligen Gesprächen versuchte er, sie von einer De-Transition zu überzeugen. Er kommentierte vielfach ihr Aussehen und behauptete, sie sähe männlich aus.

Er kaufte ihr Männerkleidung und warf sogar ihre eigene Kleidung weg. Eden schreibt, dass sie keine Möglichkeit hatte, Washington zu verlassen oder vor Bader wegzulaufen, da sie keine Aufenthaltsgenehmigung hatte und er sie nach Saudi-Arabien hätte abschieben lassen können. Ab diesem Punkt schreibt Eden, dass sie aufgab. Sie sah keine Perspektive mehr, sich ihrer Familie zu entziehen. Sie hatte kaum mehr soziale Kontakte nach außen, abgesehen von dem Anwalt. Sie befolgte nach und nach seine Anweisungen, rasierte sich die Haare ab und hörte auf, Östrogen zu nehmen. Sie traf ihre Eltern wieder. Ihr Vater bezeichnete sie als eine Schande für die Familie und ihre Mutter behauptete, sie würde in die Hölle kommen, wenn sie ihre trans Identität nicht vollständig unterdrückte. Eden las den Koran von vorn bis hinten und verbrachte unzählige schlaflose Nächte. Eden wohnte wieder bei ihren Eltern und begann mehrfach, wieder Hormone zu nehmen. Sie kämpfte. Ihre Eltern machten ihr klar, dass es keinen Ausweg für ihre Situation gebe, außer sich ihnen und der De-Transition zu unterwerfen. Sie durchsuchten täglich Edens Privatsachen und ihr Handy.

Unter dem Tweet finden sich Tausende Kommentare, viele von trans Personen, die erzählen, wie viel Eden ihnen mit auf den Weg gegeben hat und was für ein toller Mensch sie war.


Jeder Selbstmord einer trans Person ist ein Mord. Nicht Eden ist für ihr Schicksal verantwortlich, die patriarchalen und heterosexistischen Umstände und die tägliche Gewalt gegen trans Personen ist es, die sie ermordet haben. Diese Gewalt trifft trans Personen ohne Aufenthaltsgenehmigung noch härter. Eine Abschiebung in ein faschistisches Regime wie Saudi-Arabien bedeutet ebenfalls den sicheren Tod. Für trans Personen, die von Abschiebung bedroht sind ist die Illegalität und häufig auch die (Zwangs-)Prostitution der einzige Weg, zu überleben. Fehlender Zugang zu Hormontherapie, das Leugnen von Geschlechtsdysphorie sind tödlich und erzwungene De-Transition ist Mord. Trans Personen werden täglich von diesem System ermordet. Uns im organisierten, kämpfenden Kollektiv gegen diese Gewalt zu wehren ist die einzige Möglichkeit, ihr Einhalt zu gebieten.
Deine Geschichte schreiben wir auf unsere Fahnen. Der Wind trägt deine Stimme.
Rest in eternal Power.

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