Seit Wochen stehen Proteste in ganz Frankreich auf der Tagesordnung: Bereits als eine mögliche Erhöhung des Rentenalters in der Regierung diskutiert wurde, protestierten Tausende für ihr Recht auf eine würdevolle Rente. Spätestens als Präsident Macron ohne Mehrheit des Parlaments die arbeiter:innenfeindliche Rentenreform durchgepeitscht hat, haben die Streiks an neuer Qualität gewonnen. Alle möglichen Gewerkschaften und Arbeiter:innen aus den verschiedensten Sektoren legen täglich ihre Arbeit nieder und werden alle paar Tage gefolgt von Großdemonstrationen im ganzen Land.
Die Wut der Demonstrierenden ist sichtlich spürbar: Militante Straßenkämpfe lassen sich überall im Land beobachten, die Straßen von Paris bis nach Lyon stehen beinah täglich in Flammen. Es ist klar, dass es um weit mehr geht als das bloße Anprangern der Rentenreform. Die Massen fordern Macrons Rücktritt und stellen sich der profitorientierten Regierungspolitik entschieden entgegen. Somit stellt diese Protestwelle einen großen Dorn im Auge der Herrschenden dar, und so wie bei allen Klassenkämpfen werden die Schlägertrupps des Staats auf die Protestierenden gehetzt.
Tränengas, Knüppel, Granaten, Wasserwerfer – Die Polizei schreckt vor nichts zurück. Unzählige Demonstrant:innen wurden verhaftet und schwer verletzt. Und auch der patriarchale Charakter der Polizei zeigt sich insbesondere in diesen Zeiten in seiner schärfsten Form. Es gibt bereits etliche Berichte über sexistische Anfeindungen bis hin zur sexualisierten Gewalt gegen Frauen. Denn sie sind es, die am meisten unter Altersarmut und somit unter der Rentenreform zu leiden haben – gleichzeitig sind sie auch diejenigen, die mit allen Mitteln ihre Rechte auf den Straßen erkämpfen!
Am Dienstag, den 14.03. meldeten vier Studentinnen aus Nancy die sexualisierte Gewalt, welche sie seitens der Polizei während einer Kontrolle erfuhren. Eine der Frauen berichtete im Zuge dessen von einer Vergewaltigung durch einen der Polizisten. Es liegt auf der Hand: die Polizei dient nicht dem Schutz der Bevölkerung, sie ist kein Freund und Helfer – sie sind die Täter! Als der Innenminister Frankreichs Gérald Darmanin mit den Vorfällen und Aussagen der Täter konfrontiert wurde, verteidigte er die Polizisten, welche angeblich die Ordnung im Land aufrechte erhalten würden.
Diese Angriffe, die sich spezifisch gegen Frauen richten, sind keine Einzelfälle und auch keine Seltenheit. Weltweit erheben sich Frauen gegen Krise und Unterdrückung und stellen die fortschrittlichsten Teile der Massen dar. Somit werden sie auch zur besonderen Angriffsfläche der Herrschenden. Egal wohin wir schauen: Die Repressionsorgane der bürgerlichen Staaten stellen den gewaltsamen Ausdruck der Herrschaft des patriarchalen Kapitalismus dar. In den besetzten Gebieten Kurdistans vergewaltigen und ermorden die türkische Polizei und Armee junge Frauen. Im Iran werden gezielt junge Frauen ermordet, welche die Spitze der Jin Jiyan Azadi Bewegung ausmachen. Im besetzten Palästina geht die IDF mit schärfster Brutalität gegen Unschuldige vor, ermordet und vertreibt sie. Diese Gewalt gegen uns und gegen unsere kämpfenden Schwestern weltweit dient einem klaren Ziel: Sie soll uns in die Schranken weisen, uns klein halten und unseren Widerstand brechen. So auch das Kalkül in Frankreich – die patriarchale Gewalt seitens der Polizei, auch jeder noch so scheinbar kleine verbale sexistische Angriff, soll den Willen der Demonstrierenden brechen. Aber so, wie überall auf der Welt auch, schlägt die Repression ins Gegenteil um: Frauen werden dadurch nur noch entschlossener in ihrem Kampf. Dass die Berichte über sexualisierte Gewalt in Haft so schnell an die Öffentlichkeit gekommen sind, zeigt, dass die Frauen in Frankreich sich selbst zu verteidigen wissen und sich nicht vor weiteren möglichen Angriffen einschüchtern lassen.
Kollektive Selbstverteidigung ist unsere Stärke, kollektiver Klassenkampf unsere Pflicht!
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