Am 06. Mai 2023 durften wir als junge Frauenorganisation Zora und dem Bund sozialistischer Frauen (SKB) über 200 Frauen bei unserem internationale Frauensymposium unter dem Motto „Frauenrevolution bedeutet Leben und Freiheit“ in Frankfurt begrüßen. Teilgenommen haben Frauen aus nahezu allen Kontinenten, darunter unter den Rednerinnen Frauen aus Afghanistan, Argentinien, Türkei, Kurdistan, den Philippinen und dem Iran – aber auch beispielsweise Frauen aus Polen oder Kolumbien waren Teilnehmerinnen des Symposiums. Innerhalb der zwei Runden der Podiumsdiskussion setzten wir uns das Ziel, die Erfahrungen der Frauenbewegungen der unterschiedlichen Länder miteinander zu teilen und voneinander zu lernen, die brennenden Fragen der internationalen Frauenbewegung miteinander zu diskutieren und das Programm der Frauenrevolution als Antwort auf viele dieser Fragen der Frauenbewegung vorzustellen.
FRAUENREVOLUTION FÜR DIE FREIHEIT
Mit der geballten Kraft all der anwesenden Frauen starteten wir die erste Diskussionsrunde unter dem Titel „Frauenrevolution für die Freiheit“: Welche Wege liegen vor uns, um demokratische Kämpfe gegen das patriarchale, kapitalistische System zu führen? Was ist eine Frauenrevolution und warum ist für sie eine soziale Revolution notwendig?
Zu diesen und weiteren Fragen haben die Rednerinnen von CPI/ Komala aus dem Iran, Sosyalist Kadin, der International Womens Alliance und der kurdischen Frauenbewegung ihre Diskussion geführt. Zunächst zeichnete uns die Vertreterin der kommunistischen Partei Irans, Marzia Nazari, die Kämpfe der hunderttausenden von Frauen nach, welche die Straßen im Iran seit über einem halben Jahr füllen und sich militant gegen das herrschende Mullah-Regime stellen. Auch innerhalb der Frauenbewegung der Philippinen leisten unzählige Frauen militanten Widerstand gegen ihre Unterdrückung, wie uns die Vertreterin der International Womens Alliance aus den Philippinen aufwies. Anschließend zeichnete die Vertreterin Sultan Ulusoy von Sosyalist Kadin, einer theoretischen Frauenzeitschrift aus der Türkei und Kurdistan das Programm der Frauenrevolution und die dahinter liegende marxistische Analyse der doppelten Ausbeutung der werktätigen Frauen vor. Aus dieser doppelten Ausbeutung aufgrund von Klasse und Geschlecht folge auch die Notwendigkeit eines doppelten Befreiungskampfes. Als wegweisender Grundsatz gilt hierbei: „Unsere Freiheit kann nicht vollständig in einem System gewährleistet werden, in dem Privateigentum und Eigentumsverhältnisse fortbestehen.“
Als praktisches Beispiel einer Frauenrevolution benannte die Vertreterin der kurdischen Frauenbewegung, Melike Yaşar, die seit über 10 Jahren andauernde Revolution in Rojava. All diese Beiträge haben den Teilnehmer:innen des Symposiums, aber auch den beteiligten Rednerinnen vor Augen geführt, dass Frauen auf der ganzen Welt dem Patriarchat militant den Kampf ansagen und wir als Antwort für unsere Befreiung die Frauenrevolution brauchen.
DIE SUBJEKTWERDUNG DER FRAU: ERRUNGENSCHAFTEN, REVOLTEN, REVOLUTIONEN UND AUFGABEN
Die zweite Diskussionsrunde wurde von Rednerinnen der SKB, der revolutionären kommunistischen Partei Argentiniens und der Revolutionary Association of Women of Afghanistan (RAWA) geführt. Unter dem Titel „Die Subjektwerdung der Frau: Errungenschaften, Revolten, Revolutionen und Aufgaben“ debattierten die Rednerinnen beispielsweise über die Klassendifferenzierung innerhalb der Frauen, die Rolle von Frauen in sozialen Kämpfen und stellten sich die Frage, ob das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der Frauenrevolution sei.
Die Vertreterin des SKB verdeutlichte in ihrem Beitrag die Dynamik, welche Frauen in ihrem Kampf besitzen und gab uns wegweisende Beispiele der weltweiten Frauenbewegung der letzten Jahrzehnte. Indem wir „[…] die Wut der Frauen in eine politische Bewegung umwandeln“, könnten wir als Frauen gemeinsam den Kampf um unsere Befreiung sprunghaft vorantreiben und von der Geschichte der unzähligen Frauen vor uns lernen. Anschließend lieferte uns die Vertreterin der Revolutionären Kommunistischen Partei Argentiniens einen Einblick in die Arbeiten der an vorderster Front kämpfenden Frauen für das Recht auf legale, kostenlose und sichere Abtreibung. Dabei unterstrich sie die zentrale Rolle der nationalen Frauentreffen in Argentinien, bei denen seit Jahrzehnten jedes Jahr Tausende Frauen zusammenkommen, ihre Lage, Bedürfnisse und politischen Forderungen diskutieren und den Grundstein für gemeinsame politische Kämpfe über die verschiedenen Strömungen hinweg, legen.
Zuletzt berichtete die Vertreterin RAWAs, dass die Frauen Afghanistans seit der Machtübernahme der Taliban ihren Kampf nicht aufgegeben haben, sondern bis heute Schritte gehen, um eine Revolution zu verwirklichen und ihre Befreiung zu erkämpfen.
Abgeschlossen wurde dieser intensive Tag mit einem Kulturprogramm und dem bewegenden Lied der lateinamerikanischen Frauenbewegung „Canción Sin Miedo – Lied ohne Furcht“, welches von zwei jungen Frauen gesungen und mit stehendem Applaus gefeiert wurde.
Die Diskussionen der Rednerinnen, die Beiträge aller Teilnehmerinnen und der Austausch unter hunderten von anwesenden Frauen waren für uns ein wichtiger Schritt, um der Frauenrevolution näher zu kommen. Seien es der Austausch von Erfahrungen oder die ideologischen Diskussionen, welche geführt wurden – das gesamte Symposium diente uns dazu, den Mut und die Motivation zu schöpfen für die bevorstehenden Aufgaben des Frauenbefreiungskampf. Unzählige Frauen aus den unterschiedlichsten Ländern konnten an diesem Tag eine Vision der Zukunft erblicken, für die es sich zu kämpfen lohnt und die mit der Frauenrevolution verwirklicht wird.
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