Kapitalismus und Patriarchat haben sich über die letzten Jahrhunderte auf der ganzen Welt ausgebreitet. Dabei sind sie auch in die letzten Winkel der Erde eingedrungen. Im Rahmen dieser imperialistischen Globalisierung sind Produktionsketten über alle Länder der Welt entstanden. Die Produktion löst sich immer weiter von nationalen Märkten, um sich zu einem großen Weltmarkt unter der Herrschaft internationaler Monopole wie Nestlé zu vereinen. Am Ende dieser Ketten stehen die imperialistischen Zentren, die Heimstätten der Monopole, wie Deutschland und den USA. Sie fördern und profitieren von der Ausbeutung und Unterdrückung nicht nur innerhalb der eigenen Grenzen, sondern besonders in den kolonialisierten und unterdrückten Nationen der Welt, von Palästina bis Kurdistan. Die Besatzer- und Unterdrücker-Regime sind die Helfer der imperialistischen Zentren in der Region und werden von ihnen unterstützt.
Diese Aufteilung der Welt bringt vor allem Frauen in besonders unsichere Situationen. Nicht nur in den Fabriken, sondern auch zur Erneuerung der Arbeitskraft ist ihre Rolle entscheidend für den imperialistischen Kapitalismus. Wo auch immer es Unterdrückung und Ausbeutung gibt, trifft es Frauen doppelt. In imperialistischen Kriegen wird durch Femizide (Frauenmorde) die Gewalt an Frauen zur Methode, Landenteignung und Vertreibung treffen Frauen und Kinder besonders hart, Armut, globale sowie lokale Krisen befeuern häusliche Gewalt und über das hinaus werden durch den internationalen Menschenhandel jährlich die Körper tausender Frauen weltweit als sexuelle Waren verkauft. Besonders die Klimakrise verschärft all diese Widersprüche auf einer globalen Ebene.
Wir sehen, dass wir in unserer Situation nicht nur alle von patriarchaler Unterdrückung betroffen sind, sondern dass die Unterdrückung der Frau in allen Ländern der Welt durch konkrete wirtschaftliche, politische und weltanschauliche Zusammenhänge verbunden ist.
Was in den imperialistischen Zentren passiert, hat eine direkte Auswirkung auf die Frauen in den imperialistisch ausgebeuteten Ländern und andersherum. Das macht einen internationalen Kampf zur Frauenbefreiung nicht nur möglich, sondern unbedingt notwendig.
Wenn zum Beispiel deutsche Waffen und Kapital einen Aufstieg der frauenfeindlichen Taliban ermöglichen, dann ist es unsere Pflicht als Frauen gegen den deutschen Staat vorzugehen. Wenn der deutsche Staat, um seine eigenen Grenzen und Interessen zu sichern, die faschistische Regierung der Türkei unterstützt, die jeden Tag mordet und vergewaltigt, ist es unsere Pflicht, dagegen aufzustehen. Aber das alles tun wir nicht nur aus Nächstenliebe.
Unserem Interesse nach Befreiung stellen sich der deutsche Staat und alle anderen bürgerlichen Staaten in den Weg. Alles, was zu ihrer Stärkung und Sicherung beiträgt, macht den Weg unserer Befreiung schwieriger und alles, was sie schwächt bringt uns unserem Ziel näher. Wenn also die Frauen in der Türkei das Chefregime ins Wanken bringen, dann wankt auch der deutsche Staat. Denn sie sind sowohl militärisch, politisch als auch wirtschaftlich miteinander verbunden. Die Frage der Frauensolidarität kann sich also nicht auf die Grenzen einer Nation beschränken.
Wir als Frauen bilden eine gemeinsame internationale gesellschaftliche Kraft und so müssen wir auch unseren Kampf führen. Das passiert auch schon in vielen Bereichen. Bewegungen wie Ni una Menos breiteten sich von den Straßen Lateinamerikas in die ganze Welt aus. International gehen Frauen mit denselben Forderungen zur Beendigung der häuslichen Gewalt, der Frauenmorde und Recht auf körperliche Selbstbestimmung auf die Straßen.
Türkei, Sudan, Mexiko: International sehen wir die Realität der Frauenaufstände, die sich gegen Militarismus, Faschismus, Frauenunterdrückung und Imperialismus zur Wehr setzen. Seit Rojava sehen wir, dass die Bedingungen für eine regionale Frauenrevolution näher rücken, die einen gemeinsamen Kampf der Unterdrückten, unter der Führung der Frauen, ermöglichen. Es gilt, gemeinsame Fronten der Frauen, Arbeiter:innen und Unterdrückten im Kampf gegen Imperialismus, Faschismus und Kapitalismus zu organisieren. Wir als Frauen müssen uns in antiimperialistischen Kämpfen klar an der Seite der Unterdrückten positionieren und dem unterdrückerischen System den Kampf ansagen.
Es lebe die internationalistische Frauensolidarität!